5. SONNTAG im Jahreskreis

07.02.2016

 

Evangelium nach Lukas (5,1-11)

 

Gedanken zum Evangelium

          »Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.« (Joh. 17,18), sagt Jesus in einem Gespräch mit Gott, in einem Gebet im Johannesevangelium. Das will das heutige Evangelium am Beispiel von Petrus illustrieren.

              Jesus befindet sich am See Genezareth. „Die Menschen drängen sich um ihn und wollen Gottes Botschaft hören“, heißt es. Auch der Fischer Petrus. Der stellt sogar sein Boot zur Verfügung, damit Jesus von hier aus zu den Menschen sprechen kann. Petrus muss schon unter dem Eindruck von Jesus gestanden haben. Und wenn Jesus den in den Augen des erfahrenen Fischers Petrus unlogischen Vorschlag macht, zum Fischen auszufahren (sie haben die ganze Nacht nichts gefangen, und jetzt ist Tag, und tagsüber geht man nicht auf Fischfang), dann sagt Petrus: „Weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen!“ Weil du es sagst! Welch ein Vertrauen hat Petrus schon zu Jesus! Und durch das weitere Geschehen ist Petrus davon überzeugt, dass er in Jesus Gott selbst begegnet. - So erkennt er auch die Wahrheit über sich selbst: „Ich bin ein Sünder, ein unvollkommener Mensch!“ Aber Jesus wagt es, solche unvollkommenen Menschen zu seinen Mitarbeitern zu machen. Sie sollen andere Menschen für ihn gewinnen. Ist das nicht eine Überforderung? Aber Jesus sagt: „Hab keine Angst!“

I              st diese Erfahrung des Petrus nicht auch unsere Erfahrung? Wann sind wir bereit, in unserem persönlichen Umfeld den Glauben zu bezeugen, Menschen für Jesus zu gewinnen? Das geht nur unter der Voraussetzung, dass wir die Botschaft von Jesus schon für uns selbst als innere Bereicherung entdeckt haben und sie deswegen auch anderen gönnen und wünschen. Dann können wir uns auch für die Verbreitung der Botschaft Jesu verantwortlich fühlen, jeder in der Weise, die ihm angemessen ist und die er immer wieder neu erfinden muss. Es steht zwar da: „Sie ließen alles zurück und folgten Jesus“. Die ersten Christen haben das Wort »Nachfolge« noch sehr wörtlich genommen. Es gab das Ideal vom Wanderprediger, so wie wir es z.B. vom Apostel Paulus kennen. Aber nicht jeder kann ein Wanderprediger sein, und so haben sich viele verschiedene Formen der Nachfolge herausgebildet: in der eigenen Familie, im karitativen Bereich, in der Verkündigung, in einem Orden, im Engagement in einer Pfarrgemeinde... Jeder nach seinen Möglichkeiten.

     Natürlich macht jeder die Erfahrung von Vergeblichkeit und Resignation. Aber obwohl Petrus die Vergeblichkeit seines Unterfangens ausspricht, vertraut er dem Wort Jesu: „Doch wenn du es sagst!“

          Wie oft machen wir die Erfahrung, dass die Netze leer sind? Strukturreformen, theologische Debatten, Organisation von unzähligen Events in der Gemeinde, was bleibt davon? Was bleibt von all dem Aufwand, den wir für die Vorbereitung zur Erstkommunion oder zur Firmung betreiben? Leere Netze?

              Viele sind der Kirche entfremdet, religiös schwer ansprechbar. Auch in der eigenen Familie müssen wir unterscheiden, mit wem wir über Glaubensdinge reden können und mit wem nicht. Welche Aussichten haben wir, wenn wir uns bemühen, in unseren näheren Umfeld den Glauben zu bezeugen?

              Wir können nicht erwarten, dass sich die Menschen in einer Massenbekehrung dem christlichen Glauben zuwenden. Der Glaube befriedigt keine Bedürfnisse wie Hunger, Besitz, soziales Ansehen, Unterhaltung. Aber es wird immer Menschen geben, die nicht davon allein leben wollen.

              Der Glaube hat etwas zu bieten, das man nicht kaufen kann. Er kann unseren Bemühungen um ein menschenwürdiges Leben einen letzten Sinn geben und zwar die tiefe Überzeugung, dass wir durch unsere Bemühungen mit Gott selbst zusammenwirken und sein Reich in dieser Welt fördern. Du sollst Menschen gewinnen für den Lebenssinn, den uns die Botschaft vom Reich Gottes schenkt. Hab keine Angst! Gott allein kann den Glauben schenken, aber du kannst Zeugnis davon geben. Gott allein kann Hoffnung schenken, aber du kannst unter deinen Mitmenschen Vertrauen schaffen. Weil du es sagst, Herr, versuche ich es, immer wieder!

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